Naturheilpraxis für klassische Homöopathie

Gerhard Hartusch M.A.

Guarea trichilioides

Guarea trichilioides, Red-wood
Fall: Verdacht auf Neuroborreliose


13.11.03 Anamnese.
Spontanbericht: 9 jährige Rebecca klagt seit 2 Monaten über starke Kopfschmerzen, Schwindel und und Mißempfindungen auf der rechten Körperseite.Morgens beim Erwachen starke Kopfschmerzen "wie wenn auf einer Linie Nadeln rechts im Kopf stecken würden" es ist "wie wenn die Nadeln mit einem Hammer eingeschlagen werden".Wenn sie dann aufsteht wird ihr schwindelig, auch sonst beim Aufstehen z.B. vom Malen am Tisch; auch wenn sie konzentriert auf etwas schaut und dann wegschaut, dann dreht es sich; "dann steht die Welt auf dem Kopf", wenn sie sich dann konzentriert wird es wieder besser. Am rechten Bein hat sie ein Kribbeln, es ist taub, wie eingeschlafen vom Oberschenkel hinunter übers rechte Knie bis zum Schienbein. Diese Mißempfindungen sind auch am rechten Arm um den Ellenbogen herum. An den tauben Stellen empfindet sie ein Zittern.

Die Mutter äußert den Verdacht auf eine Borreliose, weil sie in der Schwangerschaft mit ihr an Borreliose erkrankte und damals mit Antibiotika behandelt wurde. Im 5. Lebensjahr klagte Rebecca ein halbes jahr lang nach den Windpocken ständig über Kopfschmerzen und Ohrenschmerzen, sehr wechselhafte Zustände, auch über Bauchweh und Magen-Darminfekte, Beinschmerzen.Damals war der Borreliosetiter erhöht und es wurde eine Antibiotikakur durchgeführt. Danach war's wieder gut.

Aktuell wurde vor 3 Monaten eine Masern/Mumpsimpfung durchgeführt.

Auf Nachfrage bezügliche der Borreliose während der Schwangerschaft:
Es begann im 7. Schwangerschaftsmonat mit Knieschmerzen ,Schwellung in der Kniekehle und einem Erythema migrans. Während der Geburt waren die Knieschmerzen schlimmer als die Geburtsschmerzen. Nach der Geburt wurde nochmals antibiotisch behandelt, darum stellte die Mutter das Stillen ein.
Weitere Familienanamnese: Vaterseite: Uropa hatte Tuberkulose, Mutterseite: Oma leidet an Parkinson

Kinderkrankheiten: Scharlach (2002) - Antibiose
Windpocken (1999)

Vor 4 Wochen wurde Rebecca beim HNO vorgestellt. Diagnose: Nasennebenhöhlenvereiterung, Anschwellung der rechten Nasenscheidewand. Therapie einreiben und inhalieren lassen.

Weitere Symptome:

Nahrungsmodalitäten:
Verlangen: Pommes, Hühnchen, Fisch, Fett am Fleisch, Speck, Speckschwarte,Salamie, geräuchert, Gurke, süß, Zitrone

Abneigung: Kürbissuppe, Honigmelone, Eier, Mayonaise, Zwiebel
Ängste.: Höhenangst und Angst im engen Lift
Lieblingstier: Hund, Katze, Pferd, Fledermaus
Gesamteindruck: wissbegieriges,leicht frühreifes Mädchen.,ausgeprägtes Gerechtigkeitsempfinden, vernunftbetont, im Ausdruck: unkindlich.

Analyse:
Das Auffälligste bei der Anamnese war die Ausdrucksweise:
Ohne von meiner Seite aus auf einer genauen Beschreibung ihrer Syptome zu insistieren, kamen Beschreibungen wie "Kopfschmerzen, wie wenn auf einer Linie mit einem Hammer Nägel eingeschlagen werden" beim Schwindel. "wie wenn die Welt auf dem Kopf steht" Eine solche Ausdrucksweise aus dem Munde eines 9 jährigen Mädchens, das voller Aufmerksamkeit und unkindlicher Ernsthaftigkeit mir brav gegenübersitzt ,ließen mich z.B. an Carcinosinum denken. Verdächtig ist auch zeitliche Nähe zur Masern/Mumpsimpfung (ca 1 Monat vor Ausbruch der Symptomatik). Sie hatte als Kleinkind noch nie eine Trotzphase, war immer schon über vernünftiges Reden zugänglich, pflegeleicht. Verlangen nach Geräuchertem - Diagnose: Carcinosinum
Auf der anderen Seite gab es die Überlegung, ob nicht über die auffällig so genau beschriebenen Symptome ein anderes Mittel ins Blickfeld kommen könnte - also erstmal Repertorisation der auffälligsten Symptome :


Beim Materia Medica-Vergleich trat guarea trichilioides besonders ins Blickfeld:
Clarke J.H. : Schwindel, Gegenstände scheinen auf den Kopf gestellt. Gefühl von einem Schlag auf den Kopf plötzliche Schläge durch den Körper
Therapie: Guarea trichilioides C200 an 3 Tagen, jeweils 3 Glob.

27.11.03
Folgetermin nach 2 Wochen

Erste Aussage der Mutter: "die Lebensfreude ist wieder da"
Am ersten Tag nach der Einnahme wurden die Kopfschmerzen schlimmer und Rebecca war schlapp.
Ab dem drittenTag wurde alles besser.

Also alles in Allem eine wunderbare Reaktion. Die interessante Beobachtung schilderte die Mutter am Ende der Sitzung:
Die ersten 3 Nächte war Rebecca sehr unruhig, wälzte sich hin und her, hängte die Beine aus dem Bett, als ob sie aufstehen wollte und schlief dann wieder ein. Tagsüber zeigte sie ein Verhalten das der Mutter bei Rebecca ganz unbekannt war:

Rebecca schmiß sich auf den Boden um Spannungen loszuwerden, sie war ungewöhnlich schlecht gelaunt ohne Grund. Das "sich auf den Boden werfen" kam der Mutter völlig komisch vor. Sie kannte ihre eigene Tochter nicht mehr. Nach einigen Tagen wendete sich das Bild. Rebecca wurde wieder fröhlich und kasperte und alberte herum, war ausgelassen, was sie vorher lange Zeit nicht mehr war.

Bemerkung:
Bei äußerer Betrachtung scheint folgender Zusammenhang plausibel zu sein: Rebecca hatte ihre kindliche Spontanität verloren und benahm sich wie eine kleine Erwachsene, die kindliche Welt "stand auf dem Kopf". Nach Guarea schmiß sie sich auf den Boden, wie um die richtigen Verhältnisse wieder herzustellen, danach konnte sie sich wieder altersentsprechend als Kind verhalten.

9.1.03
Keine Symptome mehr, Fröhlichkeit ist anhaltend, Therapie: abwarten

17.2.05
Telefonische Nachfrage: alles blieb bisher stabil